Füger schliesst wegen Personalmangel an zwei Tagen pro Woche
Ab 1. Oktober öffnen die Filialen der Bäckerei Füger sonntags und montags nicht mehr. Grund ist der Personalmangel, vor allem in der Produktion. Den Sonntagsbrunch gibt es künftig in anderer Form.
Gerade haben zwei Handwerker die Füger-Filiale in Mörschwil betreten. Eine Verkäuferin trägt ein Meterbrot vorbei, eine Kellnerin deckt die Tische im Gasthaus Ochsen. Es ist Montag, kurz vor 9 Uhr, und das Haus brummt vor Geschäftigkeit.
Ab 1. Oktober wird es hier am Sonntag und Montag deutlich ruhiger. Simone, Fabian und Raphael Füger reduzieren die Öffnungszeiten. Alle Filialen – auch diejenige in Steinach – haben künftig noch Dienstag bis Samstag offen. Sonntag und Montag sind neu Ruhetage. Damit möchten Fügers, die gemeinsam die Geschäftsführung innehaben, allen Mitarbeitenden fixe Freitage ermöglichen. Dazu kommt der aktuelle Personalmangel, der den Schritt nötig machte.
Füger: Brunch am Samstag statt am Sonntag
Der Entscheid ist dem Führungsteam nicht leichtgefallen. Simone Füger sagt: «Es tut weh, am Sonntag zu schliessen.» Besonders der Sonntagsbrunch, der in Mörschwil, Steinach und St.Gallen angeboten wird, ist weitherum bekannt und beliebt. Seit 2009 gibt es ihn. Kürzlich sei ein Car aus Zürich da gewesen anlässlich eines Geburtstags, erzählt Raphael Füger. Unzählige Gutscheine für den Brunch sind im Umlauf. Diese behalten aber ihre Gültigkeit.
Der Sonntagsbrunch wird zum Samstagsbrunch: Fügers bieten den «Bäcker zMorgä» künftig samstags an, an den Standorten Steinach und St.Gallen. Für grössere Gruppen und Feiern jeglicher Art hat es in der Filiale Mörschwil Platz, ebenfalls immer samstags.
Keine Bewerbung trotz Radiospot und Social-Media-Video
Vor der Coronapandemie sei die Personalsuche noch kein Problem gewesen, sagt Simone Füger. Immer wieder flatterten Blindbewerbungen rein, Inserate waren selten nötig. Zur Eröffnung der St.Galler Filiale im März 2021, während des Lockdowns, hatten Fügers noch genügend Leute. Etwa im Sommer 2021, die Massnahmen waren aufgehoben, änderte sich der Arbeitsmarkt: Es sei immer schwieriger geworden, Fachkräfte zu finden.
Die Gründe? In der Kurzarbeit hätten viele gemerkt, wie schön ein freies Wochenende sei oder dass sie auch mit 80 Prozent genug verdienen, vermutet Raphael Füger. Zudem wechselten viele die Branche: Weil sie in der Gastronomie keine Zukunft mehr sahen, sei es wegen Kündigungen während Corona oder Negativschlagzeilen über die leidende Gastronomie.
Diesen März schalteten Fügers auf FM1 während einer Woche einen Radiospot, suchten so nach Bäcker-Konditoren und Confiseurinnen. Im Juli warben sie auf Social Media und weiteren Kanälen mit einem Video um Fachpersonal. Erneut mit wenig Erfolg. Im August entschieden Fabian, Raphael und Simone Füger, ab Oktober an allen Standorten zwei Ruhetage einzuführen. Einzelne Lieferkunden werden nach wie vor beliefert und Vorbereitungsarbeiten getätigt, etwa für die Teigherstellung mit langen Ruhezeiten.
Als Arbeitgeber attraktiver
In der Produktion fehlen aktuell rund fünf Personen. Im Service geht es knapp, dank Aushilfen. Doch Raphael Füger sagt:
«Die Sieben-Tage-Woche abzudecken, wurde immer schwieriger.»
Mit den Ruhetagen möchte die Bäckerei auch als Arbeitgeber attraktiv bleiben. Es sei ein zukunftsorientierter Schritt, sagt Raphael Füger.
Derzeit beschäftigt das Unternehmen rund 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sehr viele davon mit Kleinstpensen. Mit den neuen Öffnungszeiten werde der Mitarbeiterstamm wohl etwas angepasst, sagt Füger.
Ein weiterer Grund für die Reduktion der Öffnungstage ist die drohende Energieknappheit. Bäckereien mit ihren Öfen und Kühlgeräten zählen zu den Grossverbrauchern. Im schlimmsten Fall dürfte Füger noch 80 Prozent des durchschnittlichen Bedarfs von 2021 beziehen. «Das hat uns ebenfalls sehr verunsichert. Durch die Ruhetage können wir auch an allen Standorten Energie sparen», sagt Raphael Füger.
Seit diesem Sommer bildet die Bäckerei zusätzlich zu Konditorinnen auch Confiseure aus. Bis zu fünf Auszubildenden würden Fügers jedes Jahr einstellen. Derzeit sind es nur zwei pro Jahr. Doch angesichts der Anfragen für Schnupperlehren ist Raphael Füger zuversichtlich.