St.Galler Gastro in Not:
«Die Leute sind aggressiv»

Gastronomiebetriebe in der Ostschweiz haben es mit einem akuten Personalmangel zu tun. Sie müssen auf Selbstbedienung setzen oder teilweise schliessen – die Gründe sind schwierig zu benennen.

Sie liegt an bester Lage direkt neben der St.Galler Kathedrale – die Chocolaterie Kölbener am Klosterplatz in St.Gallen. Während das Café viele Gäste anzieht, klagt das Lokal über einen nie dagewesenen Personalmangel.

Betriebsleiterin Manuela Kölbener sagt gegenüber TVO: «Seit Corona sind viele abgesprungen. Wir hatten einige Studierende während der Sommermonate angestellt, doch diese kann man nicht servieren lassen.» Deshalb entschieden Kölbeners, auf Selbstbedienung umzustellen. «Doch das kommt gar nicht gut an bei den Leuten. Wir haben ganz schräge Situationen erlebt. Die Leute waren aggressiv gegenüber dem Personal, respektlos und unfreundlich.» Für die Angestellten ein Grund mehr, der Gastro den Rücken zu kehren.

Füger schliesst an zwei Tagen

Auch die Bäckerei Füger mit vier Standorten, unter anderem in St.Gallen, ist auf der Suche nach Personal. «Ich hätte gerne fünf bis sechs Bäcker-Konditoren, vier Verkäuferinnen und vier Leute im Service», sagt Fabian Füger, Geschäftsführer der Bäckerei Füger. Doch es fehlen qualifizierte Bewerberinnen und Bewerber. Die Personalknappheit zwingt den Betrieb zu einer drastischen Massnahme: Ab Oktober öffnet der Familienbetrieb nur noch an fünf statt sieben Tagen. Sonntags und Montags bleiben die Filialen geschlossen.

«Es sind viele Faktoren»

«Vielleicht ist es Corona, vielleicht die Gesellschaft, die sich mehr Freizeit wünscht», erklärt sich Irene Baumann, Vizepräsidentin des St.Galler Gastroverbandes, die Situation. «Es sind sicher viele Faktoren, die eine Rolle spielen.»

Während der Freihof in Gossau derzeit in einer komfortablen Lage ist – Grund sei ein attraktiver Lohn für die Angestellten – müssen sich wohl die meisten Betriebe auf einen harten Winter einstellen. Die Energiekrise macht der Gastronomie zu schaffen und auch die Härtefallgelder aus der Coronakrise müssen zurückbezahlt werden.