Ein Schlaraffenland aus Schoggi
In einigen Konditoreien der Umgebung können Kinder vor Ostern selber Osterhasen giessen. So auch in der Bäckerei Füger in Mörschwil. Eigenhändig walten und erst noch Schokoladenreste schlecken: Den Kindern gefällt’s.
Samtigbraun schmilzt die Schokolade zu Beginn in einer grossen Schüssel dahin. Zum Schluss des Osterhasen-Giessens garniert sie nicht nur die Schürzen der kleinen Konditoren, sondern auch deren Hände und Haare. Vor allem aber formt sie einen Ring rund um ihre Mäuler – dort, wo sie die Zunge nicht mehr wegschlecken kann.
Die Konditorei Füger in Mörschwil bietet auf Anfrage Kurse im Osterhasen-Giessen an. Auch in der Bäckerei Gehr in Gossau können Kinder Figuren giessen. Pro Juventute bietet dort Kurse an. Allerdings erst nach Ostern. Neun Kinder aus Goldach haben sich an diesem Nachmittag in der Backstube in Mörschwil eingefunden. Bevor die Kinder, vom Erst- bis zum Sechstklässler, aber ran an die Schoggi dürfen, heisst es: Hände waschen. Eine bodenlange Plastikschürze verdeckt ihre Kleider, und die Haare verschwinden unter einer weissen Hygienemütze. Dann, endlich, beginnt das süsse Schaffen.
Schminken mit Schokolade
Die durchsichtigen Hasenformen werden zuerst «geschminkt». Kursleiterin Sandra Ryser reicht jedem der Kinder einen Spritzsack mit Schokolade. Hochkonzentriert heben sie in weisser und schwarzer Farbe Augen, Ohren, Schneidezähne oder Haarschmuck hervor. Immer wieder wandert ein Finger an die Spitze des «Cornets» und ruckzuck zurück zum Mund. Ein Blick links und rechts: Niemand hat’s gesehen.
Sind die Formen geschminkt, werden sie mit Milchschokolade ausgestrichen, damit sich später keine Luftblasen bilden. Die übrige Schoggi spachteln die Kinder aus der Form: «Darf man den Rest essen?», stellt ein Sechstklässler die Frage, die wohl allen auf der Zunge liegt. Konditorin Ryser gibt offiziell den Startschuss für die Schlemmerei.
Anschliessend werden die Formen mit Milchschokolade ausgefüllt. Genau 30 Grad beträgt ihre Temperatur, als sie vom Schöpflöffel in die umgedrehten Formen fliesst. «Stimmt die Temperatur nicht, bekommt die Schoggi einen Graustich oder verliert den festen Biss», erklärt Ryser. Mit einer Kelle klopft sie an die Formen, damit die Luft entweicht. Dann wird die überflüssige Schokolade ausgeleert und die Hasen auf einem Gitter ausgekühlt. Nun fehlt noch der Boden. Diesen letzten Schliff übernimmt Ryser gleich selbst. Sie drückt die Formen auf eine Fläche mit Schokolade, lässt diese abkühlen und bricht die Figuren schliesslich aus den Formen. Fertig sind die handgemachten Schoggihasen.
Götschen mit der süssen Suppe
Kribbelig vom langen konzentrierten Arbeiten spielen die Kinder derweil draussen. Bevor sie jedoch verspringen, folgt das Highlight des heutigen Hasen-Giessens: Die Schoggischüssel darf ausgeschleckt werden. Die einen tunken vorsichtig den Finger in die braune Masse, andere tauchen gleich die ganze Handfläche hinein. Nun verstummen die hungrigen Mäuler und füllen sich mit der flüssigen Schokolade. Ryser lacht ob der schmatzenden Kinderschar. «Das ist immer das Gaudi nach dem Osterhasen-Giessen.» Vor Ostern führt sie jeweils Schulklassen und Erwachsenengruppen in ihr Handwerk ein. Sie selbst fertigt Osterhasen im Akkord. Rund zehn Schoggihasen schafft die Konditorin in einer Stunde. «Dabei muss ich erst noch strenge Hygienevorschriften beachten», sagt sie. Und lacht, während sie den Kindern hilft, die Hände von Schoggiresten zu befreien.